Feuerwehr: Sorge um Ausbildungsüberlastung

 

22.03.2009 - 00:00

Hemer. Fortschritt oder Modernisierung kann auch ein Rückschritt sein. Feuerwehrchef Dieter Tönnes sprach am Samstag in der Jahresdienstbesprechung der Freiwilligen Feuerwehr Hemer in der Festhalle Becke ein heikles Thema an: neue Technik und aufwändige Ausbildung im Ehrenamt.

Sein Sorgenthema ist die immer komplizierter werdende Ausbildung - zugleich mit Gerätschaften und Fahrzeugen, die einsatztaktisch besser werden und mit immer komplizierter werdenden Bedienung und Handhabung. Tönnes bot anschaulich ein Beispiel. Früher gab es zur Absturzsicherung simpel und klassisch die Sicherheitsleine im handlichen Tragebeutel. Daraus ist ein Riesenteil geworden, fast groß wie ein Seesack. „Ein ganzer Sack voll Seile, Karabiner und sonstiger Geräte”, zürnte der Feuerwehrchef und kramte die Bescherung aus dem roten Sack: „Weihnachten ist nichts dagegen! Das ist der Fortschritt der Technik! Wer nicht regelmäßig übt, lässt den Sack besser zu und nimmt sich zum Sichern einen Kälberstrick.”

Später kam der Leiter der Feuerwehr Hemer noch mal zurück auf sein Beispiel mit der simpel-bewährten Sicherheitsleine und dem Eigensicherungssack, der mit vielleicht bergsteigertauglichem Inhalt der aktuelle Stand der Technik sei: Stürze ein Kamerad ab und verunglücke, hinterfrage der Versicherer die Sicherung, und wenn der Unfall hätte verhindert werden können, folge das nächste Riesenproblem - nicht nur für den Verunglückten. Im Umkehrschluss müsse noch mehr Freizeit für Ausbildung in neuer Technik geopfert werden. Aufgaben reduzieren? „Oder geht es auch eine Nummer kleiner?”.

Die Feuerwehr müsse wissen, wo die Grenze sei und mit welchen Ausbildungslücken sie leben könne, bevor der Schuss nach hinten losgehe: „Das Ehrenamt kehrt uns den Rücken zu, wenn wir noch mehr Leistung fordern.”

Dank gilt unbedingt Feuerwehrausbildern, was auch Kreisbrandmeister Rainer Blumenrath in seinem Grußwort bestätigte, weil Hemer da seit Jahrzehnten eine besondere Rolle einnimmt: „Kreisausbildung ohne Kameraden aus Hemer wäre nicht möglich.” Für Einsatzbereitschaft 24 Stunden rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr wollen „wir dafür keinen Dank”, so Blumenrath: „Wir wollen Ehre.”

Die Feuerwehr hat noch ihren Sinn für Ehre und umjubelt geehrte Kameraden, auch das war am Samstag in der Festhalle Becke lautstark zu hören. Der Landesfeuerwehrverband hat 2007 für langjährige Feuerwehrzugehörigkeit Sonderauszeichnungen ausgelobt, die in Hemer erstmals verliehen wurden. 60 Jahre bei der Feuerwehr sind Helmut Kuhlmann, Meinold Uhlmann und Alois Huber; auf 50 goldene Feuerwehrjahre kommen Siegfried Eigemeier, Gerd Böckelmann, Hans Hartmann und Uwe Haun.

Quelle und Foto: IKZ