200 Feuerwehrleute kämpfen gegen Großbrand in Sümmern [3. Update]

 

22.07.2009 - 00:00

Iserlohn. Eine gewaltige Explosion hat am Mittwoch gegen 1.45 Uhr Sümmern erschüttert. Auf dem Gelände der Firma Weka sind bislang noch unbekannte Stoffe explodiert und haben in rasender Geschwindigkeit das gesamte Gelände in Brand gesetzt. Eine Person wird vermisst.

Allerdings geht die Feuerwehr nicht mehr davon aus, den vermissten Mann in den Trümmern der Firma noch zu finden. "Das Firmengelände sieht aus, als habe eine Bombe dort eingeschlagen", beschrieb Feuerwehrsprecher Detlef Rutsch das Szenario am frühen Morgen - und damit auch die Hoffnungslosigkeit, hier noch einen Überlebenden zu bergen. Bei dem Vermissten handelt es sich um einen von drei Weka-Mitarbeitern, die die Nachtschicht bestritten hatten. Die beiden anderen konnten sich noch rechtzeitig vor den Flammen retten. Insgesamt wurden acht weitere Personen durch Rauchgas leicht verletzt, von denen vier ins Krankenhaus gebracht werden mussten.

Das Feuer, das das gesamte Firmengelände nach der Explosion erfasst hatte, züngelte bis zu 70 Meter hoch in den Nachthimmel. Unmittelbar nachdem der Brand bei der Iserlohner Feuerwehr gemeldet wurde, hatte die Zentrale die höchstmögliche Alarmstufe ausgegeben. Alle in Iserlohn zur Verfügung stehenden Einsatzkräfte wurden umgehend mobilisiert. Zusätzlich wurden Kräfte aus Hemer, Menden und Schwerte angefordert. Auch eine TUI-Einheit (Transport-Unfall-Information) der Werkfeuerwehr aus der chemischen Industrie im Rheinland ist später eingetroffen. Mehr als 200 Einsatzkräfte sind im Einsatz. Von weiteren Feuerwehren aus der Umgebung wurden Tanklöschfahrzeuge und andere Gerätschaften angefordert, um den Großbrand zu bekämpfen.

Wegen der enormen Hitzestrahlung und der Gefahr vor weiteren Explosionen war an eine direkte Brandbekämpfung jedoch anfangs nicht zu denken. Stattdessen hatte die Feuerwehr den Brand zunächst eingekreist und Löschfahrzeuge möglichst nah postiert, um ein Übergreifen des Feuers auf die umliegenden Gebäude zu verhindern. "Wir können nur noch versuchen, mit unseren Wasserwerfern von außen zu retten, was zu retten ist. Reinschicken können wir da niemanden mehr", kommentierte Feuerwehrsprecher Detlef Rutsch die ersten Maßnahmen.

Etwa eine Stunde nach Beginn des Feuers hielten aber auch die drei großen Weka-Außentanks mit Lösemitteln der Hitze nicht mehr stand. Innerhalb von 18 Minuten explodierten sie nacheinander, die Flammen schlugen weit mehr als 100 Meter in die Höhe. Der Feuerschein war dabei sogar in der Iserlohner Innenstadt wahrzunehmen.

Durch die gewaltigen Explosionen griff das Feuer nun doch auf ein benachbartes Wohnhaus sowie auf die direkt angrenzende Armaturenfabrik Dornbracht über. Im weiteren Verlauf der Brandbekämpfung gelang es den Einsatzkräften aber, das Feuer im Inneren von Dornbracht zu stoppen. Etwa ein Viertel der Firma fiel dem Brand aber dennoch zum Opfer.

Bereits die erste Explosion hatte die umliegenden Gebäude stark beschädigt. Neben der angrenzenden Dornbracht-Halle hatte die Druckwelle auch sämtliche Scheiben der benachbarten Feindraht-Fabrik Edelhoff zerstört. Auch zwei vor dem Gebäude auf der Straße parkende Autos haben durch die Brand-Temperaturen, die bei den Explosionen weit über 1000 Grad Celsius betrugen, Feuer gefangen.

Bis gegen 4.30 Uhr waren immer noch Explosionen zu hören, die Flammen loderten weiterhin in beängstigendem Maße hoch und entwickelten eine enorme Hitzestrahlung, die auch etwa 200 Meter vom Brand entfernt noch zu spüren war. Gegen 6.30 Uhr hatte die Feuerwehr dann aber den kompletten Brand im Griff. Das Feuer hatte inzwischen an Intensität verloren, und auch die dichte Rauchentwicklung nahm am frühen Morgen deutlich ab. Die Warnung vor der Rauchwolke, die sich nach wie vor in nordöstliche Richtung nach Menden, Fröndenberg und Drüpplingsen bewegt, hält die Feuerwehr aber auch gegenwärtig noch aufrecht. Es wird gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Auch das Gewerbegebiet rund um die Firma ist weiterhin weiträumig abgesperrt. Die Löscharbeiten werden sich vermutlich noch bis in den Donnerstag hinein hinziehen.

Die Firma Weka betreibt die Destillation von verunreinigten Lösemitteln aus der Farben-, Lack- und Harzherstellung, die zum Beispiel in der Automobil-, der Möbel- und Pharmaindustrie verwendet werden. Das Unternehmen war bereits am 27. März 2002 Opfer eines Großfeuers geworden.

[1. Update] Eine Warnung für die vom Großbrand betroffene Bevölkerung gibt die Stadt Iserlohn heraus.
Die Bevölkerung, die nördlich des Industriegebietes Rombrock in Richtung der Stadtgrenzen zu Menden und Fröndenberg wohnt, wird gebeten, sich bis zur Analyse der eventuell ausgetretenen Schadstoffe nicht länger als notwendig im Freien aufzuhalten, Tiere in Stallungen zu lassen, nicht zu ernten und eventuell abgeregnete Brandreste nicht zu berühren.

[2. Update] Vermutlich ein Toter bei Großbrand in Sümmern
Für den am Mittag noch vermissten Arbeiter besteht laut Feuerwehr kaum eine Überlebenschance.

[3. Update] Mendener (46) starb bei Weka-Großbrand in Sümmern
Nach fast neunstündigem Kampf konnten die mehr als 200 Feuerwehrleute am Vormittag gegen 10.30 Uhr den Großbrand beim Chemie-Unternehmen Weka in Sümmern löschen. Ein 46-jähriger Mitarbeiter aus Menden wurde Opfer der gewaltigen Explosionen und Flammen. Der Schaden geht in die Millionen.

Text & Foto: IKZ