MILLIONENPROJEKT: Kreis plant Feuerwehr-Zentrum

 

06.01.2013 - 16:01

Iserlohn. Der Märkische Kreis fasst die Errichtung eines Feuerschutz- und Rettungsdienstzentrums an einem bisher noch nicht definierten Standort ins Auge. Ein millionenschweres Vorhaben, denn nach ersten Kalkulationen dürfte der Neubau zwischen 19 und 25 Millionen Euro kosten.

Aufgrund der enormen finanziellen Belastung soll nun auf einen Beschluss des Kreistages hin ein Gutachter die Investition bewerten und auf ihre Notwendigkeit hin überprüfen sowie Alternativen aufzeigen.

Drei Faktoren sind es, die auf Kreisebene den Neubau-Plan reifen ließen. Demnach wird zum einen die erst 2005 in Betrieb gegangene Kreisleitstelle in Lüdenscheid in absehbarer Zeit zu klein für die steigenden technischen und rechtlichen Anforderungen sein. Schon heute fehlen laut einer Drucksache für die politischen Gremien angemessen große Umkleide-, Bereitschaft- und Ruheräume sowie Lager- und Werkstattflächen für den technischen Dienst und Stellplätze für die Leitstellenfahrzeuge. Die dezentrale Unterbringung des Rettungsdiensts an zwei Standorten mit der Leitstelle am Dukatenweg und der Verwaltung im Kreishaus wirke sich zudem nachteilig aus,

2005 noch gut gerüstet für künftige Herausforderungen
weil „erhebliche zeitliche Verluste durch die Präsenz von Mitarbeitern an beiden Standorten und die Entfernung zum Krisenstab und zu den wichtigen Funktionen entstehen“. Eine erstaunliche Erkenntnis nur wenige Jahre nach der Inbetriebnahme der Einrichtung im September 2005. Damals noch gratulierte Helmut Probst, Inspekteur der Feuerwehr beim NRW-Innenministerium zu der neuen Leitstelle, mit der der Kreis nun für die künftigen Herausforderungen gut gerüstet sei.

Neben der Leitstellen-Problematik rückt zudem das in Iserlohn ansässige Feuerwehr-Service-Zentrum in den Fokus der Betrachtungen, indem unter anderem die Schlauch- und Gerätepflege, die Atemschutzwerkstatt sowie die Wartung und Pflege von Strahlen- und Chemieschutzanzügen erfolgt. Auch hier lautet das Urteil: zu klein und unzureichend ausgestattet! Die baulichen Mängel am Standort an der Dortmunder Straße führen demnach zu einem erhöhten Personalbedarf und zu Problemen bei der Materiallagerung. Die zwingend notwendige Trennung zwischen verschmutztem und sauberem Einsatzmaterial könne überdies ebenso wenig eingehalten werden wie die ergonomischen und arbeitsschutzrechtlichen Anforderungen an einen Werkstattarbeitsplatz. Aufgrund dieser Situation seien „erhebliche Arbeitsrückstände entstanden, die sich negativ auf die Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft der Feuerwehren auswirken können“, heißt es in der Drucksache.

Um das Begründungs-Bündel für den Neubau eines Feuerschutz- und Rettungsdienstzentrums an einem neuen Standort zu komplettieren, weist der Kreis auf die wenig optimale Aus- und Weiterbildungssituation der ehrenamtlichen und hauptberuflichen Feuerwehrleute hin. Die jährlichen Fortbildungen finden bisher ebenfalls im Iserlohner Servicezentrum statt, wo für die praxisorientierten Einheiten jedoch keine Räume zur Verfügung stünden. Auch die sanitären Rahmenbedingungen seien nicht mehr zumutbar. Eine realistische „Heißausbildung“ sei zudem nicht realisierbar, weil hierfür keine Flächen vorhanden seien.

Interessenten bringen sich bereits in Stellung
Parallel zur Gutachter-Bewertung bringen sich derweil schon Interessenten in Stellung als Standort für einen möglichen Neubau. So brachten zu Wochenbeginn die Bürgermeister des „Drei-Städte-Ecks“ Altena-Lüdenscheid-Werdohl den Gewerbepark Rosmart ins Gespräch. Doch auch in Iserlohn wird die Entwicklung nicht nur mit Interesse verfolgt, sondern aktiv begleitet. „Die Überlegungen des Kreises kennen wir seit etwa einem Jahr“, berichtet Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens auf Anfrage. Mit Blick auf das Iserlohner Service-Zentrum sei dabei festzustellen, dass 2008 eine Vereinbarung mit dem Kreis über einen Ausbau und eine Optimierung der Werkstatt getroffen worden sei, die eine Anmietung bis 2030 beinhalte. „Zwischenzeitlich wurde uns aber signalisiert, dass wir die Realisierung erst einmal auf Eis legen sollten.“ Als „schleierhaft“ bezeichnet es der Bürgermeister indes, dass die 2005 in Betrieb genommene Leitstelle in Lüdenscheid schon nicht mehr den Anforderungen entsprechen soll. Ahrens: „Wir haben unseren Neubau an der Dortmunder Straße seinerzeit als Standort ins Gespräch gebracht auf der Basis des damaligen Architekten-Entwurfs. Der Kreis hat sich aber letztlich dann für Lüdenscheid entschieden. Das bereits heute nicht mehr ausreichend Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, obwohl Iserlohn und Hemer ihren Notruf nicht aufgeschaltet haben, ist schon etwas verwunderlich.“ Für durchaus nachvollziehbar hält Dr. Ahrens hingegen den Gedanken, ein eigenes Ausbildungszentrum für den Kreis zu errichten, zumal entsprechende auswärtige Einrichtungen in ihrem laufenden Betrieb weitestgehend ausgebucht seien.

Vor diesem Hintergrund will Ahrens das Thema in Kürze auf die lokale politische Tagesordnung setzen, zumal am Standort Iserlohn aus Sicht des Bürgermeisters ebenso wie nach der Einschätzung von Feuerwehrchef Christian Eichhorn Optionen bestünden, den neu definierten Ansprüchen des

Iserlohn auch Kandidat für die ganz große Lösung?
Kreises - zumindest in Teilen - gerecht zu werden. Ahrens: „Unsere Kostenermittlung hat ergeben, dass die nötigen Umbauten für das Service-Zentrum bei rund 400000 Euro liegen. Zudem könnten wir in unmittelbarer Nähe zur Feuerwache ein Grundstück anbieten, um dort das Ausbildungszentrum zu errichten.“

Ob Iserlohn letztlich vielleicht sogar die ganz große Lösung beim Kreis anbietet, auch die Leitstelle am Standort Dortmunder Straße zu betreiben, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt hingegen noch nicht beantwortet werden. „Wir haben damals nach der Entscheidung für Lüdenscheid natürlich kleiner gebaut. Um hier eine realistische Einschätzung treffen zu können, müssen wir zunächst einmal die Parameter kennen“, erklärt Feuerwehr-Chef Eichhorn.

Quelle: DerWesten.de - Thomas Pütter