WASSERVERSORGUNG: Parasit gefunden - neues Abkochgebot gilt auch für die Becke

 

14.02.2013 - 14:37

Hemer. Bei der Suche nach der Ursache für die Verkeimung des Trinkwassers müssen die Stadtwerke Hemer einen herben Rückschlag einstecken. Zwar ist nachgewiesen, dass das Wasser, das von den Stadtwerken ins Netz eingespeist wird, komplett frei von Verunreinigungen ist. Zur Sicherheit ist aber eine Sonderprobe an der Brabeckschule genommen worden, in der am Donnerstag der Parasit Giardia gefunden wurde. Das Gesundheitsamt verhängte daraufhin erneut ein Abkochgebot, das mit sofortiger Wirkung in Kraft tritt und bis auf weiteres gilt. Der Parasit kann bei empfindlichen Menschen in erster Linie Magen-Darm-Erkrankungen auslösen, gilt aber nicht als lebensbedrohend.

Die Suche nach dem Indikatorkeim hatte stets ein Nullergebnis im Stadtwerke-Trinkwasser gebracht. In der Sonderprobe an der Brabeckschule wurde jetzt jedoch der Parasit entdeckt, wenn auch nur in einer geringen Konzentration von nur 0,15 Keimen auf 100 Liter. Die Stadtwerke haben sich dazu am Donnerstag unverzüglich mit dem Gelsenkirchener Hygieneinstitut sowie mit dem Gesundheitsamt des Märkischen Kreises beraten. Vorsichtshalber hat das Gesundheitsamt ein erneutes Abkochgebot für die Ortsteile Landhausen, Stübecken, Am Wernshagen und erstmals auch die Becke ausgesprochen, das voraussichtlich solange gilt bis Eintragsquelle endgültig gestoppt ist.

Nach wie vor kommt als Eintragsquelle eine Wasseranlage in Frage, in der sich Nichttrinkwasser befindet. die Stadtwerke Hemer fordern alle Bürger auf, die derartige Anlagen (Brunnenanlagen, Regenwassernutzungsanlagen) betreiben, diese unverzüglich zu melden.

Die Bürger in den betroffenen Stadtteilen werden umgehend per Informations-Schreiben in Kenntnis gesetzt. Hinweise zum Abkochgebot finden sich auf der Internetseite der Stadtwerke.

Giardien sind die zweithäufigsten Magen-Darm-Parasiten, die unter anderem bei Hund, Katze aber auch beim Menschen vorkommen können. Es handelt sich um tierische Einzeller mit einer Inkubationszeit von 3 bis 21 Tagen. Der eigentliche Erreger der Giardienerkrankung ist der Einzeller Giardia, der in den meisten Fällen durch das Aufnehmen von fäkal verunreinigtem Wasser in Form von Zysten übertragen wird.

Der Erreger kann, muss aber nicht Beschwerden hervorrufen, jedoch reicht eine sehr geringe Anzahl des Parasiten aus, um bei empfindlichen Menschen Erkrankungen auszulösen. Er kann nach wenigen Wochen spontan durch das menschliche Abwehrsystem eliminiert werden, er kann aber auch über längere Zeit hinweg im Verdauungstrakt bleiben und Probleme bereiten. Für die Therapie stehen bewährte Medikamente zur Verfügung.

Die Giardien kommen in einer aktiven Form und einer ruhenden Form (Zyste) vor. Die aktiven Lebensformen sind die sogenannten Trophozoiten, die die im Darm von Haustieren lebenden Form ist. Aus ihnen bildet sich dann die zweite Lebensform, die ansteckenden Zysten - die mit dem Kot ausgeschieden werden. Werden die Zysten von Katze, Hund oder einem Mensch oral aufgenommen, entstehen im Körper wieder Trophozoiten, welche dann wieder die zweite Lebensform bilden. Es kann ein Krankheitskreislauf entstehen, sofern nicht strikte Hygienemaßnahmen ergriffen werden. Da Giardien auch für Hund und Katze gefährlich werden können, gilt es, durch besondere Hygienemaßnahmen bei Haustieren den Krankheits-Kreislauf zu stoppen, sofern Anzeichen für eine Erkrankung beobachtet werden, nämlich übermäßige Nahrungsaufnahme oder Durchfall bei den Tieren.

Alle Liegeflächen von Haustieren sollten dann mit kochfesten Tüchern abgedeckt werden, die ausgewechselt und ausgekocht werden sollten, wenn sie durch Kot verschmutzt sind. In jedem Fall müssen aber zumindest die Katzentoilette gründlich sauber gehalten und die Trinknäpfe täglich ausgewaschen werden um eine Rück-Infektion möglichst zu vermeiden.

Quelle: DerWesten.de