17.02.2013 - 15:32
Hemer. In rund 10 000 Briefkästen in der Hemeraner Innenstadt sowie in Westig und Sundwig steckte am Samstag ein leuchtend rotes Faltblatt mit der Aufforderung „Sei dabei - im Löschzug Mitte“. Die Verantwortlichen der Feuerwehr hoffen nun, dass dieser Aufruf nicht nur Gehör findet, sondern auch befolgt wird. Sicherlich nicht gleich zehntausendfach, aber selbst über einen winzigen Bruchteil an Resonanz würden sich Löschzugführer Marcus Kauke, sein Stellvertreter André Uhlmann freuen.
Die Löschgruppen Hemer, Westig und Sundwig, die zusammen den Löschzug Mitte bilden, plagen nämlich ernste Nachwuchssorgen. In den Westig sind es nur noch ganz 12 Aktive, in Sundwig immerhin noch 25 und in Hemer 22. In allen drei Fällen wird die eigentlich für eine zuverlässige dauerhafte Einsatzbereitschaft erforderliche Mindestbesetzung von 27 Leuten unterschritten.
Vor allen Dingen tagsüber sieht es mittlerweile düster aus. Marcus Kauke: „Viele unserer Kameraden arbeiten auswärts und sind dann bei einem Alarm gar nicht zu erreichen.“ In Westig überhaupt noch einen schlagkräftigen Trupp von neun Leuten zusammenzubekommen ist höchst unwahrscheinlich. Abends und nachts, wenn die meisten zu Hause sind, sind da die Aussichten noch besser.
Auch die Löschgruppen in anderen Hemeraner Ortsteilen sind nicht gerade überlaufen, aber insbesondere West und Hemer leiden darunter, dass ihr Domizil unter dem Dach der großen Feuerwache ist. „Wir haben da eben nicht das eigene Gerätehaus, das so etwas ist wie die Kirche im Dorf“, schildert Marcus Kauke das Problem, wenngleich die Räumlichkeiten der beiden Löschgruppen an der Hauptwache von der Ausstattung natürlich tadellos sind. Aber die Freiwilligen Feuerwehren sind traditionell Bestandteil des dörflichen Lebens, und so plagen die Löschgruppen in innerstädtischen Zonen überall die gleichen Nachwuchssorgen. Nicht nur in Hemer.
215 Euro in den Druck der Flyer zu investieren und sie persönlich von Feuerwehrleuten verteilen zu lassen, war Idee einer Arbeitsgruppe des Löschzuges. Wenn das Blatt nur bei ein paar jungen Leuten oder auch älteren Semestern mit ausreichender körperlicher Fitness Interesse am ehrenamtlichen Dienst in der Feuerwehr wecken würde, wäre das schon ein Erfolg. „Wir freuen uns über jeden Einzelnen“, betont André Uhlmann.
Die Ansprechpartner aus den drei Löschgruppen sind in dem Flyer verzeichnet. Wenn es Rückmeldungen gibt, werden die Interessenten zu einem Informationstag eingeladen, dessen Termin jetzt noch nicht feststeht. Dann gibt es detaillierte Informationen über die Mitgliedschaft in einer Löschgruppe und die allgemeinen Anforderungen. Und auch die Ausrüstung vom Helm bis zum Löschfahrzeug kann dann genau unter die Luppe genommen werden – Feuerwehr zum Ansehen und Anfassen.
Am Samstagmorgen schwärmten rund 30 Feuerwehrleute von der Hauptwache aus zum Verteilen der der Flyer. Sie taten dies vor surrenden Kameras des WDR, der in seinem dritten Programm über die Aktion berichtete. Und auch weit über Nordrhein-Westfalen hinaus, hat die Nachwuchs-Werbeaktion für Aufsehen gesorgt. Aus Sachsen-Anhalt meldete sich der Chef der Feuerwehr Straach. Er hatte im Internet vom Plan der Hemeraner Blauröcke gelesen und bat gleich um Zusendung des Flyers.
Erste Anrufer von möglicherweise am Feuerwehrdienst Interessierten gab es übrigens schon am späten Nachmittag, wie Marcus Kauke gestern mitteilen konnte.
Quelle: DerWesten.de - Reinhard Köster