23.07.2009 - 00:00
Sümmern. Dramatische Entwicklung an der WEKA-Brandruine in der Nacht: Gegen 23.15 Uhr stellte die Brandsicherheitswache fest, dass es wieder mehrere Brandnester gibt und zwar ausgerechnet an Zuleitungen zu einem 80.000-Liter-Tank mit Lösemitteln, der dadurch zu explodieren droht.
Denn der so genannte Flammpunkt, an dem sich die Flüssigkeiten in dem Riesen-Tank im Untergeschoss des noch erhaltenen Tank-Beton-Bunkers der Chemiefirma entzünden würden, liegt bei nur 20 Grad Celsius, wie ein WEKA-Mitarbeiter vor Ort bestätigt. Sofort zieht die Feuerwehr ihre Kräfte aus dem unmittelbaren Bereich ab, gelöscht werden kann wieder nur mit Hilfe eines unbemannten Tanklöschfahrzeugs. Erneut wird ein Großeinsatz wie in der Nacht zu gestern gestartet: Neben der Berufsfeuerwehr werden auch wieder sämtliche Löschgruppen der Stadt alarmiert. Gemeinsam mit starken Kräften der Polizei wird ein Sicherheitsradius von 400 Metern um den Brandort gezogen. Die Mitarbeiter der Nachtschichten der betroffenen Firmen werden schnellstmöglich evakuiert.
Auch die TUIS-Spezialkräfte vom Verband der chemischen Industrie werden erneut um Hilfe gebeten. Die Werksfeuerwehren aus Marl und Dormagen treffen gegen 2.25 Uhr bei WEKA ein, beginnen umgehend mit dem Aufbau ihrer Großbereichswasserwerfer, die mit bis zu 26 000 Liter Wasser und Schaum pro Minute löschen können. Die rund 200 Einsatzkräfte haben derweil mit Unterstützung von Kräften und Tanklöschfahrzeugen aus den Nachbarstädten eine Wasserversorgung aufgebaut. Bevor mit dem Löschen begonnen werden kann, wird gegen 3 Uhr erneut der Polizeihubschrauber aus Dortmund angefordert. Mit einer Wärmebildkamera nimmt er mehr als eine dreiviertel Stunde lang Messungen über dem Brandort vor, um festzustellen, wo noch hohe Temperaturen herrschen.
Gegen 4 Uhr startet der große Löscheinsatz. Die Einsatzkräfte sind weiter vor Ort und hoffen, die Flammen eindämmen zu können, damit sich die Brandkatastrophe aus der Nacht zu gestern nicht noch einmal wiederholt bzw. es zu einer noch größeren Explosion kommt. Denn zum Vergleich: Die drei Außentanks, die in der Nacht zu Mittwoch nacheinander explodierten und Flammen bis zu 100 Meter in den Himmel schossen, hatten ein kleineres Fassungsvermögen.
Da mit Beginn des großen Löschangriffs auch wieder eine stärkere Rauchbelastung erwartet wurde, steht ein Spezial-Messfahrzeug des Märkischen Kreises zur Ermittlung der Schadstoffkonzentration bereit. Die Feuerwehr bittet die Bevölkerung darum, vorsorglich zumindest in Sümmern Fenster und Türen geschlossen zu halten und auf keinen Fall zum Brandort zu kommen.
Text & Foto: IKZ
Feuerwehr richtet Hotline nach dem Brand bei WEKA ein
Die Feuerwehr hat nach dem Brand in der Chemiefabrik WEKA eine Hotline für die Bürger eingerichtet.
Unter der Iserlohner Rufnummer 217 - 37 13 können Sie alle Informationen bekommen, die mit dem Brand und einer möglichen Schadstoffbelastung zusammenhängen.
Inzwischen liegen auch neue Untersuchungsergebnisse der Landesanstalt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz vor:
Demnach ist der Bereich Schedaer Weg in Richtung Menden, Am Hofe, Köbbingser Mühle, Heidkamp, Wulfringser Berg, Halinger Straße, Kalthofer Berg und Abbabach bis zu den Klärteichen möglicherweise mit Schadstoffen belastet.
Dort sollten keine Früchte oder Gemüse aus dem Garten gegessen oder der Boden berührt werden.
Quelle: Radio MK
[Update] Wieder Explosionsgefahr - Gewerbegebiet evakuiert
Die dramatische Entwicklung an der WEKA-Brandruine hält auch am Donnerstag an: Nachdem in der Nacht wegen Explosionsgefahr eine 400-Meter-Sicherheitszone eingerichtet und am Morgen wieder aufgehoben worden war, wurde um 15 Uhr das Gewerbegebiet erneut komplett evakuiert und abgesperrt.
Der Grund dafür ist ein 21.000 Liter fassender Lösemittel-Tank im Keller des noch stehenden Betonbunkers, der sich momentan immer mehr zusammenzieht. "Und wir wissen nicht, was passiert, wenn das so weitergeht", erklärte Feuerwehrsprecher Detlef Rutsch die neu aufgetretene Gefahr. Auf der Suche nach der Herkunft der Flamme, die seit Mitternacht die Feuerwehr in Atem hält, hatten seine Kollegen im Keller die bedrohliche Entdeckung gemacht. "Wir vermuten, dass die draußen austretende Flamme sich aus dem Tank nährt, also die darin enthaltenen Lösemittel regelrecht rauszieht und dadurch ein Unterdruck entsteht." Wohin das führen kann, darüber soll ein Experte der TUIS-Spezialkräfte (Transport-, Unfall-, Informations- und Hilfeleistungssysteme) des Verbandes der chemischen Industrie Auskunft geben, der momentan auf dem Weg zum Brandort. Wegen der Explosionsgefahr wurden die Mitarbeiter aus den Firmen im Gewerbegebiet evakuiert und der ganze Bereich weiträumig abgesperrt.
Bereits in der Nacht zu Donnerstag hatte die Feuerwehr gegen 23.15 Uhr festgestellt, dass es wieder mehrere Brandnester gab, und zwar vermutlich an den Zuläufen zu einem sogar 80.000 Liter fassenden Tank, der dadurch zu explodieren drohte. Um 8.30 Uhr schien die Gefahr weitestgehend gebannt. "Wir lassen die Flamme, die vermutlich aus einem defekten Anschluss des Tanks ausströmt, jetzt kontrolliert abbrennen", erklärte Feuerwehr-Sprecher Detlef Rutsch am Donnerstagmorgen. Gegen Mittag wurde versucht, das Leck genauer zu orten, da der inzwischen nun bestätigte Verdacht aufkam, dass möglicherweise die sich entzündenden Gase nicht aus dem großen kamen, sondern aus einem kleineren Tank kamen. Um 14 Uhr kam es dann zu einer Verpuffung auf dem Trümmerfeld. "Es gab einen Knall und eine kleine Rauchwolke", berichtete Rutsch. Ob diese mit dem Zusammenziehen des 21.000-Liter-Tanks zusammenhängt, ist derzeit noch unklar. Möglicherweise ist auch an einer weiteren Stelle Gas ausgetreten, hat sich gesammelt und entzündet. Verletzt wurde bei der Verpuffung glücklicherweise niemand. Zur Unterstützung der Kräfte der Berufsfeuerwehr und der freiwilligen Feuerwehrleute aus Oestrich vor Ort, rückte der komplette Löschzug der Berufsfeuerwehr sowie die Löschgruppe Stadtmitte und Obergrüne aus.
Text: IKZ