06.01.2016 - 09:00
Ihmert. Der heutige Dreikönigstag ist für die Ihmerter Familie Klose ein besonderer. „Wir sind superglücklich, sind wieder daheim, in den eigenen vier Wänden“, freut sich Ivonne Klose. Und doch sind die Erinnerungen an den 6. Januar vor einem Jahr allgegenwärtig. An jenem Abend vernichtete ein Großbrand das Bauernhaus am Diekgrabener Weg. Drei Familien mit insgesamt sieben Kindern verloren über Nacht das Dach über dem Kopf, hatten nur noch das, was sie am Leibe trugen. Nichts ist seither mehr so wie zuvor.
Welle der Hilfsbereitschaft bleibt unvergessen
Unvergessen ist die Welle der Hilfsbereitschaft, die die Familien nach der Brandkatastrophe erreichte und so die erste Not lindern half. Alle fanden schnell eine vorübergehende Bleibe. Für Familie Klose als Hauseigentümer bestimmte der Wiederaufbau des 1781 errichteten Bauernhauses das Jahr 2015. „Ich hatte zunächst überhaupt nicht realisiert, dass das ganze Haus betroffen ist – was das Wasser alles anrichten kann“, erinnert sich Ivonne Klose. Das Feuer hatte vor allem die Wohnung im Dachgeschoss zerstört, doch Unmengen an Löschwasser fluteten die beiden darunter liegenden Wohnungen mit sämtlichem Inventar. Nur durch den schnellen Einsatz einer Brandsanierungsfirma konnte Familie Klose einige Massivholzmöbel retten. Bei den Nachbarn handelte die Versicherung nicht so schnell, alles stand länger in der Nässe. So wurde aus dem 70-prozentigen Schaden fast ein Totalschaden. „Man besinnt sich auf das Wesentliche, Dach und Bett, Hauptsache uns geht es allen gut“, betont Ivonne Klose.
Die ersten Monate nach dem Brand waren für die Bauherren deprimierend. Auch wenn die Versicherungen schnell arbeiteten, durch die Wahl eines falschen Sachverständigungen geriet die Sanierung ins Stocken. „Wir konnten uns in den Keller stellen und bis in den Himmel gucken“, sagt Martin Klose zum entkernten Haus und ergänzt: „Und wir konnten uns kaum vorstellen, dass aus der Ruine wieder Wohnraum wird.“
Als dann im August das Dach neu gerichtet und gedeckt werden konnte, ging es zügig voran. Neue Holzbalken, -decken und Wände wurden eingezogen. Nur im Erdgeschoss konnten einige sichtbare alte Eichenbalken bleiben. Sie mussten aber verstärkt und gegen Pilz behandelt werden. Einige Wände wurden versetzt. „Mancher Schlenker durch die Wohnung ist noch falsch“, muss sich die Familie erst noch zurechtfinden. Die Großbaustelle sorgte aber auch für eine besondere Entdeckung. Im Esszimmerboden gibt eine Glasplatte den Blick in einen vier Meter tiefen Brunnen frei. Der war bei Ausschachtungsarbeiten zufällig inmitten des Hauses entdeckelt worden.
Erstes Licht weckte auch die Vorfreude auf den Einzug
Wenn im Advent die Lichter die Vorfreude aufs Fest wecken, dann trifft das für die Kloses besonders zu. „Es war ein besonderes Erlebnis, als wir das erste Mal wieder Licht im Haus hatten“, erinnern sich alle an den 3. Dezember. So sorgte das Licht auch für Vorfreude auf einen Einzug noch vor Weihnachten, was gerade noch rechtzeitig gelang. „Hauptsache, es steht ein Weihnachtsbaum drin“, hatte Ivonne Klose damals gesagt.
Der Weihnachtsbaum erstrahlt wieder im Wohnzimmer – wie vor einem Jahr – am geretteten Esszimmertisch können alle Platz nehmen, einige Umzugskartons stapeln sich noch und viele Restarbeiten sind zu erledigen. In die Nachbarwohnung wird im Februar wie vor dem Brand Familie Kunz wieder einziehen. Die Dachgeschosswohnung soll im Frühjahr fertiggestellt sein.
Mit dem Jahrestag kommen auch die Erinnerungen an die Schreckensnacht. „Es ist ein Datum, das sich festgebrannt hat, jetzt träumt man wieder davon“, sagt Ivonne Klose.
Quelle: DerWesten.de, Ralf Engel